Samstag, 26. April 2014

Heizlastberechnung


Da es noch nichts Neues von unserem Bauantrag zu berichten gibt, greife ich heute einmal das Thema der Heizlastberechnung auf, wofür sie ist und warum sie unerlässlich ist und welche Folgen es hat wenn diese falsch ist.

Wozu dient die Heizlastberechnung?
Die Heizlastberechnung gibt den kompletten Wärmeverlust des Hauses wieder. Wärmeverluste durch das Lüften, Verluste über die Wände, das Dach, die Fenster, die Bodenplatte und auch Verluste für die Warmwasseraufbereitung.
Es werden aber auch die internen Gewinne hinzugezogen, die durch den Einfall des Sonnenlichts, durch Personen oder durch Geräte entstehen können. Und letztlich Gewinne durch die Heizungsanlage.
Die Berechnung zeigt also auf wo die meiste Wärme verloren geht und ist für Dimensionierung der Heizungsanlage zwingend erforderlich.
Die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 ist Pflicht im Wohnungsbau, daher sollte man immer darauf bestehen!

Warum ist die Heizlastberechnung unerlässlich?
Wie bereits erwähnt, der wichtigste Punkt ist sicherlich die ideale Dimensionierung der Heizungsanlage. Eine zu klein dimensionierte Heizungsanlage vermag es nicht im kalten Winter das Haus richtig zu heizen, während eine zu groß dimensionierte Heizungsanlage ineffektiv arbeitet.

Im Zweifel also lieber zu groß als zu klein, das war früher sehr häufig das Motto warum heute sehr viele Anlagen überdimensioniert sind. Bei Gasheizungen spielt die häufig keine besonders große Rolle da bereits die kleinste Gas-Brennwerttherme von Wolf CGB-11 von 3,6 bis knapp 11KW bringt.
Gehen wir von unserem Haus aus was um die 5KW Heizlast haben wird, so kann man sehen das die Therme niemals richtig gefordert wird. Was bei Gas noch nicht so schlimm ist, kann bei einer Wärmepumpen zu einem deutlich höheren Verbrauch führen.

Man kann sich also hier vorstellen, dass die Heizlastberechnung rein für die Dimensionierung einer Gasbrennwertheizung fast egal ist. Es gibt ja keine kleinere Therme von Wolf. (HvH verbaut im Standard Wolf CBG Thermen laut Angebot)
Bei Wärmepumpen (WP) sieht das hingegen schon wieder anders aus, diese modulieren die Leistung natürlich auch, aber in der Regel haben diese nicht eine solche Spanne. Bei der Rotex Hpsu Compact die wir verbauen lassen, gibt es z.B. Leistungsstufen von 4KW, 6KW, 8KW und die größeren Modelle 11KW, 14KW und 16KW.

Da Wärmepumpen in der Anschaffung generell teurer sind, ist es hier schon alleine von der Anschaffung her sinnvoll die richtige Größe zu wählen, da der Unterschied wie bei einer Gasbrennwerttherme unter Umständen nicht nur bei ein paar hundert Euro liegt. Weiter arbeiten Wärmepumpen unter Volllast mit Abstand am effektivsten und der Verbrauch würde bei einer Anlage die dauerhaft im Teillastbetrieb läuft steigen.

Wie berechnet man also die Heizlast?
Es muss für jeden Raum eine Berechnung angestellt werden über die Gewinne und Verluste bei der Auslegungstemperatur Eures Standortes. In Deutschland liegt diese zwischen -10 und -16°C.

Unerlässlich ist eigentlich auch das Formblatt V der Heizlastberechnung nach der DIN, da diese die gewünschten Raumtemperaturen des Bauherren angibt, dies muss vom Bauherren unterschrieben werden. Wir kennen das Formblatt leider nur vom HörensagenW, da die Heizlastberechnung bei HvH keinen großen Stellenwert hat und wir diese nie gesehen haben. Die Heizlastberechnung bekommt man glaube ich ohnehin nur auf Anfrage, da die Heizung bei uns pauschal mit 8KW angesetzt wurde, aufgrund der Größe des Hauses. unabhängig davon das es bessere Dämmungen, eine Lüftungsanlage mit WRG gibt etc.

Bei einem Neubau sollte die Berechnung relativ einfach sein, da einem der Bauträger eine Baubeschreibung liefert die darüber informiert wo welche Materialien/ welche Dämmung verbaut werden.

Wer einen Altbau hat und dies berechnet möchte, dem empfehle ich den Blog von Martin Schlobach, er beschreibt auch wie man diese vereinfacht berechnen kann: www.haustechnikverstehen.de

Bei dem Neubau beschreibt der Nutzer Martin206 des Haustechnikdialog Forums sehr schön wie man diese berechnen kann: www.haustechnikdialog.de

Als Beispiel möchte ich hier einmal unser Arbeitszimmer hernehmen:

Genaue Zahlen bitte dem angehangenen Screenshot meiner Berechnung entnehmen.
Die Transmissionswärmeverluste des kompletten Raumes wären also 274W pro Jahr. Man sieht hier sehr schön, da die meiste Wärme über die Wand verloren geht, der Grund ist das es hier nur die eine Tür gibt.

Im Wohn-/Ess-/Küchenbereich werden wir den mit Abstand größten Verlust durch die vielen Türen und Fenster haben. Der Verlust über die Türen und Fenster ist doppelt so hoch wie über die Wand und den Boden zusammen, obwohl die Fläche fast 7x größer ist als die der Fenster.

Man sieht also sehr gut dass die, im Vergleich zur Wand, schlecht isolierten Fenster deutlich mehr Wärme verlieren. Während die Fenster einen durchschnittlichen U-Wert von ~1 W/m²K haben, so haben die Wände lediglich 0,174 W/m²K. 
Wie kommt man auf diese U-Werte? Zum einen durch die Angaben der Hersteller oder des Bauträgers oder durch die Eingabe der einzelnen Baustoffe in eienm U-Wert-Rechner: www.u-wert.net/berechnung/u-wert-rechner/
Die Berechnung dauert also seine Zeit, aber ich denke das ist es Wert bei einem Neubau diese einmal grob durchzurechnen. Mittlerweile hatten wir die Heizlastberechnung von HvH bekommen und es ist direkt aufgefallen das diese grundlegend falsch war, da die U-Werte der Wände nicht stimmten, die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung wurde gar nicht mit einbezogen, es fehlten teilweise Wände in den Berechnungen zu unbeheizten Räumen.
Dies waren Punkte die mir aufgefallen waren beim Überfliegen, da ich keine Lust habe diese im Detail zu überprüfen, aber da sieht man das es sich lohnt hier ein Auge darauf zu haben.

Welche Heizlast hatte HvH denn jetzt für unser Haus berechnet? à Auslegungsheizlast 4206W
Ohne Warmwasser, ohne dass wir jemals die Temperaturen des Raumes festlegen durften. In meiner Berechnung habe ich 750W für 3 Personen Warmwasser eingerechnet. Wenn man jetzt noch bedenkt das die U-Werte in der HLB von HvH zu hoch waren, 0,2 W/m²K statt 0,174 W/m²K dann kommt meine Berechnung also ganz gut hin.

Die Heizlast wird also um 5KW liegen. Die Frage warum HvH eine 8KW WP eingeplant hat, anstatt der günstigeren 6KW WP steht bis heute aus, zusammen mit der neuen Heizlastberechnung…

Wir sind keine TGA-Planer/Heizungsbauer oder Energieberater. Solltet Ihr also Fehler in unserer Ausführung gefunden haben, dann lasst es uns gerne wissen, damit wir das korrigieren können.

Bei Fragen könnt Ihr uns gerne anschreiben.

2 Kommentare:

Lutz Oertel hat gesagt…

Hallo Nina und Dirk,

die Heizlastberechnung berücksichtigt nicht die erforderliche Wärmeleistung zur Warmwasserbereitung, noch interne Gewinne.

Das Formblatt V der Heizlastberechnung - Vereinbarungen der Raumlufttemperaturen, Luftwechsel und Wiederaufheizzeiten - kann man sich unter
http://www.ibo-plan.de/images/downloads/heizlastberechnung-formblatt-vereinbarungen.pdf
downloaden.

Die Heizlastberechnung ermittelt die Leistung für die Räume und das Gebäude in kW, nicht die Wärmemenge übers Jahr in kWh.

Das Muster einer Heizlastberechnung mit Berücksichtigung einer KWL kann man sich unter
http://www.ibo-plan.de/tga/heizung/heizlastberechnung/Heizlastberechnung-detailliert_mit_KWL-Beispiel.pdf
betrachten.

Viel Erfolg

Mit freundlichen Grüßen
Lutz Oertel

Nina und Dirk hat gesagt…

Hallo Herr Oertel,

vielen Dank für die Informationen und Hinweise! Sie haben natürlich Recht, Warmwasser, solare und interne Gewinne haben in der Heizlastberechnung nichts zu suchen, daher hatte ich die solaren und internen Gewinne auch vernachlässigt, wobei die internen Gewinne sicher nicht zu vernachlässigen wären, da sie eine relativ konstante Größe bilden und nicht zu gering sein werden.

Bezüglich des Warmwassers, so hatte ich pauschal 750W mit eingerechnet, da Warmwasser jeden Tag anfällt und mir dies für die Dimensionierung der Heizung nicht unerheblich erschien, was allerdings Unsinn ist bei weiterem überlegen, da ich dann natürlich die internen Gewinne auch mit einrechnen müsste.

Die kWh habe ich auf W geändert, ich hoffe jetzt passt es.

Das von Ihnen verlinkte Formblatt gibt es in der Heizlastberechnung von HvH natürlich auch, allerdings wurde dies ohne unsere Zustimmung mit den Norm-Temperaturen ausgefüllt, einer meiner Kritikpunkte an HvH.

Weitere Mängel die ich in der Heizlastberechnung entdeckt hatte:
- Es wurde falsche Temperaturen angrenzendenr Räume angegeben, 15°C anstatt 20°C etc.
- Es wurden keine Gewinne angegeben für Räume die angrenzen an wärmere Räume (20°C an 24°C)
- Die individuellen Raumtemperaturen wurden nicht mit uns abgestimmt
- Die U-Werte sämtlicher Außenwände waren falsch, 0,2W/m²K anstatt 0,18 W/m²K
- Die mechanische Lüftung wurde in der 1. Heizlastberechnung komplett vernachlässigt
- Die Luftdichtheit bei 50Pa (n50) war in der zweiten Berechnung mit KWL immer noch bei 3.00h-1 anstatt 1.50h-1
- Nachtabsenkung ist auch nicht gewünscht, aber mit eingerechnet

Wenn man das alles betrachtet würde eine 4KW-Wärmepumpe vielleicht sogar reichen. Aktuell hat HvH immer noch eine 8KW eingeplant. Ich habe daher eine 3. und hoffentlich fehlerfreie HLB sowie eine Stellungnahme zu der Heizungsdimensionierung angefordert.